Was bedeutet agil? 

Vom Wortstamm her bedeutet agil: flink, beweglich

 

Agilität im Sport wird so beschrieben: 

 

Agilität ist die Fähigkeit, explosiv antreten zu können, abzubremsen, seine Laufrichtung zu ändern und erneut anzutreten. Hierbei muss der Sportler stets seine Bewegungen kontrollieren und die Richtung mit geringstmöglichem Geschwindigkeitsverlust wechseln.

 

Ist es aber das, was wir in einem Unternehmen oder Arbeitsumfeld haben wollen?

 

Es hört sich doch stark nach ständigen Richtungsänderungen an. Vermeintliches Chaos. Oft erleben wir auch genau dieses Missverständnis: Der Projektauftrag kann ständig geändert werden. Die Mitarbeiter werden hin und her geschoben.

Kann es überhaupt erstrebenswert für ein Unternehmen sein, so agil” zu sein? Oder ist es das Ziel, doch einfach nur die Geschwindigkeit und den Output, also die Effizienz von einzelnen Teams zu erhöhen?

 

Es gibt viele Missverständnisse zu agil 

Diese Missverständnisse führen häufig zu direkter Ablehnung oder keiner weiteren Beschäftigung mit Agilität. „Das passt für uns nicht!“, ist hier die regelmäßige Aussage.

Ebenso aber auch zu einem frühzeitigen Abbruch, wenn die Erwartungshaltung von mehr Output oder höherer Produktivität nicht unmittelbar erreicht wird.

Wer aber einsteigt in den Zug der Agilität, wird sehen, dass der „Werkzeugkoffer“ in nahezu allen Unternehmensbereichen zum Einsatz kommen kann.

Warum beschäftigen wir uns mit Agilität? 


Zum einen ändert sich die Art und Weise der Kommunikation und Zusammenarbeit bei den Menschen, insbesondere bei den kommenden Generationen (weniger Akzeptanz von Command & Control – mehr „Wir gemeinsam“).

Zum anderen steigt die Dynamik im allgemeinen Umfeld
(Kundendynamik, Marktumfeld Wettbewerber, Pandemie, Kriege, Energiekrisen, Künstliche Intelligenz, …) immer weiter an.

Gemeinsamkeiten der Methoden 

Schauen wir uns nun die wichtigsten Methoden an, stellen wir fest, dass diese durchaus Gemeinsamkeiten haben. Sie alle basieren auf Werten und Prinzipien, und die Überschneidungen sind sehr deutlich.

Bei den Werten gibt es eine hohe Überschneidung bei

  • Respekt,

  • Transparenz/Offenheit,

  • Gemeinsam/Zusammenarbeit.

 

In den Prinzipien sind es

  • Reflexion/Verbesserung,

  • Kundennutzen,

  • Fokus.

Abgeleitet aus den Werten und Prinzipien, ergibt sich ein starkes positives Menschenbild, und positive Verhaltensstrukturen werden gefördert.

Wir leben in einer VUCA-Welt 

VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe

Eine Strategie zum Überleben in der VUCA-Welt leitet sich ebenfalls von der Abkürzung ab, nämlich:

 

VUCA

Was ist also notwendig, um in einer Welt zu bestehen, in denen Best Practices nicht mehr lange genug existieren, um Wirkung zu zeigen?

 

Wann hilft uns agiles Vorgehen? 

 

Oft wird danach gefragt, wann nutze ich agile Methoden und wann klassische”? Hier findet man oft eine Einordnung nach Cynefin oder in der Stacy-Matrix. Die vier Quadranten sind dort:

Im Komplexen oder im Chaos werde ich mit klassischen Methoden scheitern. Es ist nicht möglich, sich ständig ändernde Parameter mit einem Wasserfallvorgehen zu lösen.

Betrachtet man nun rein die Methode, nutzt man im einfachen/komplizierten Umfeld klassische Methoden, wie den Wasserfall, und im komplexen Umfeld agile Methoden wie Scrum. Im Chaos können Innovationsmethoden wie eine Design-Week gut helfen, um in das komplexe Umfeld zu kommen.

 

Wo bin ich nun mit meinem Projekt/meiner Initiative eingeordnet?

 

Zum Beispiel der Einkauf und die Implementierung einer Standardsoftware. Weiß ich genau, was ich möchte? Bin ich mir sicher, wie es implementiert wird? Habe ich die Menschen, die es schon mal gemacht haben?

Wenn man auch nur eine der Fragen nicht zu 100 % beantworten kann, ist eine agile Vorgehensweise sinnvoll. Warum? Agile Methoden machen alles transparent. Es wird in kleinen Schritten iterativ und inkrementell vorgegangen, ausgerichtet am Kundennutzen.

Dimensionen der Agilität 

Agil ist nun aber mehr als einfach eine Methode. Es geht viel mehr um die Haltung der Menschen. Aber auch um die Kultur im Unternehmen und die Strategie.

Wir sehen also diese 4 Dimensionen vor:

Persönlich

Mindset/Kultur

Operativ

Methode/kurzfristig

Strategisch

Portfolio/mittelfristig

Unternehmen

Organisation/Kultur

Twilight Zone  

... oder warum so viele an Agilität scheitern

 

Nahezu alle Unternehmen älter als 20 Jahre sind klassisch sozialisiert – Agilität erfordert aber eine neue Denkweise. Diese Veränderung braucht Zwischenschritte und Zeit. Sie kann nicht von jetzt auf gleich herbeigeführt werden.

Wissen bedeutet nicht gleich Können. Etwas in einer Schulung erlernt zu haben reicht nicht aus. Für Können braucht es auch Erfahrung. Erfahrung macht man durch Fehler. Wichtig hierbei, aber besonders schwierig. Agile Lernzyklen können nur genutzt werden, wenn die Veränderung zur „Fehlerkultur“ damit einhergeht.

Kompetenzmodell. Angewendet nach Anleitung bedeutet noch nicht, wirklich verstanden. Das große Risiko der unbewussten Inkompetenz ist der häufigste Grund für das Scheitern von agilen Vorhaben.

The Big Ball of Mud Agile 

 

In der Informatik bezeichnet ein Big Ball of Mud ein Programm, das keine erkennbare Softwarearchitektur besitzt. Die häufigsten Ursachen dafür sind ungenügende Erfahrung, fehlendes Bewusstsein für Softwarearchitektur, Fluktuation der Mitarbeiter sowie Druck auf die Umsetzungsmannschaft. Die Softwarearchitektur ist so eng miteinander verzahnt, dass eine Änderung oft Auswirkungen auf das Gesamtsystem hat, welche nicht direkt ersichtlich sind.

Überträgt man nun diese Analogie auf Agile, wird man feststellen, dass es auch hier viele Dimensionen gibt, an die man am Anfang nicht gedacht hätte. Ein bisschen Scrum bei den Teams wird es schon richten. Mit jedem Mitarbeiter, der sich mit dem Thema beschäftigt, wandelt sich aber die Kultur im Unternehmen. In dieser Phase entscheidet es sich, wie lange der Wandel zur Agilität dauert und ob er erfolgreich sein sind. Wird die Veränderung vom Management gefördert oder behindert? Verhindern kann man die begonnene Veränderung in den seltensten Fällen. Das ist wie Milch im Kaffee, einmal drin, bekommt man sie nicht mehr raus, egal, wie viel ich rühre.

Wie oben beschrieben, beginnen die agilen Initiativen häufig im Kleinen und starten mit Methoden wie Scrum. Nach einer gewissen Zeit und Reife beschäftigt sich das Team mit seiner Haltung, also dem Mindset. Dort fängt die erste Veränderung in der Kultur an. Jetzt werden viele Fragen an die Organisation gestellt, da die Grenzen des Teams transparent werden. Sind die Teams nach Disziplinen (Plan-Build-Run) aufgestellt, wird schnell ersichtlich, dass der Fluss nicht optimal ist.

Im ersten Schritt wurde wahrscheinlich der Informationsfluss betrachtet. Fachbereich schreibt Konzept → Übergabe an Entwicklung → Entwickeln → Übergabe an Fachbereich zu Test und Abnahme. Hat sich an der Haltung, dem Mindset noch nichts verändert, entstehen bei Einführung von Scrum kleine Wasserfälle.

Richtig wäre: Das Konzept wird in deutlich kleinere Stücke geschnitten und unmittelbar je Stück in kürzeren Intervallen entwickelt und geliefert. verprobt und dann angepasst.

An dieser Stelle kommen die Grenzen der „normalen“ agilen Ansätze wie Scrum auf, da sie das Umfeld nicht konsequent miteinbeziehen und in einer agilen Blase verbleiben. Denn zur Verprobung müssen weitere Unternehmensbereiche, Stakeholder, Dienstleister oder sogar Kunden mit in die agile Vorgehensweise eingebunden werden.

Es wird immer klarer. Alles ist miteinander verwoben, und nur wenn alle Beteiligten mitspielen im agilen Spiel, wird es wirklich funktionieren. Dies stellt in vielen Unternehmen die Sollbruchstelle dar, an der Agilität im Unternehmen infrage gestellt wird.

Hier genau setzt FAST an und bietet einen ganzheitlichen Ansatz für alle Bereiche im Unternehmen und bei externen Dienstleistern – und ganz wichtig bis hin zum Topmanagement.